Montag, 19. November 2012

Wanderers Einkehr


Ha. Zwei Fundstücke animieren mich zu einer nachträglichen Referenz an meinen gestrigen Beitrag, wo es um ein Gipfelerlebnis in Cádiz und
- der Gipfel! - gegen Austeritätspolitik demonstrierende Polizisten in Madrid ging.

Zum einen dies:
Protestierende spanische Polizisten:
"Bürger, vergebt uns, dass wir nicht die wirklich Verantwortlichen für diese Krise verhaften: Banker und Politiker."
war am Samstag auf einem Transparent zu lesen.

Liest sich gut. Könnte fast ans Herz gehen. Die Polizei entschuldigt sich bei den Bürgern, quasi daneben gegriffen zu haben! Weil, eigentlich hätte die Polizei ja - eigentlich, hätte sie die cojones dazu gehabt - dann hätte die Polizei eigentlich, ja, was eigentlich tun sollen? Wir probieren es einfach nochmal:
"Bürger, vergebt uns, dass wir nicht die wirklich Verantwortlichen für diese Krise verprügelt haben: Banker und Politiker."
Liest sich noch besser. Könnte allen, die am 14. November während des Generalstreiks von der Polizei verprügelt und (wahlweise mit Gummigeschossen oder Tränengas, gern auch beidem) beschossen wurden, fast ans Herz gehen. Fast. Wären da nicht die Schusswunden, die blutenden Köpfe und die blauen Flecke am ganzen Körper, sowie die realistische Aussicht, bei der nächsten Protestaktion aufs neue übel zugerichtet zu werden, von einer reumütigen Polizei: Bitte vergebt uns bereits heute für unsere Übergriffe von morgen, weil, wir meinen das gar nicht so, wir meinen das eigentlich ganz anders - wir verstehen uns, oder?

Zum andern das:

"Der Wanderer über dem Nebelmeer"

Spanischer Polizist beim Gipfelerlebnis:

Über allen Gipfeln ist Ruh',
in allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch.
Nicht nur Bürger wandern, sondern
wir auch:
Dann schweigen die Knüppel auf der Straße,
das Gas und die Wasserwerfer.
Aber warte nur, balde
schlagen wir wieder zu.

2 Kommentare:

  1. Bei all der Euphorie, dass in Spanien Polizisten gegen die Sparmaßnahmen der Regierung demonstriert haben, ist manchmal, so denke ich, vergessen worden, dass sie in erster Linie für sich selbst auf die Straße gegangen sind. Die scheinbar solidarische Bitte um Vergebung hat mir von Anfang an etwas Bauchschmerzen bereitet. Du(?) hast das wunderbar analysiert. Wir werden ja sehen...

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    1. Echt, gibt's da Euphorie? Fällt mir schwer nachzuvollziehen.

      Immerhin, die Bürger Spaniens zeigten sich angemessen solidarisch mit den demonstrierenden Polizisten - mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass erstere mit Knüppeln und Tränengas auf letztere losgegangen sind ;)

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